Hessen startet neues Schulfach „Digitale Welt“ an 12 Schulen
Kultusminister Lorz und Digitalministerin Sinemus: „Die Digitalisierung ist für die Gesellschaft so tiefgreifend, dass sie auch weitere Innovationen in der Pädagogik erfordert. Mit unserem Pilotversuch sind wir Vorreiter in Deutschland.“
Die Digitalisierung durchdringt alle Lebensbereiche und erfordert auch von der Pädagogik innovative Weichenstellungen. Im neuen Schuljahr startet Hessen deshalb mit dem Pilotprojekt „Digitale Welt“ die Einführung eines neuen Unterrichtsfachs. „Unser Pilotprojekt legt den Grundstein zum Aufbau eines neuen Schulfachs für das digitale Zeitalter – und geht dabei weit über den bekannten Informatikunterricht hinaus“, erklärten Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz und Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus heute zur Vorstellung in Wiesbaden. Das Fach „Digitale Welt“ verbindet grundlegende Kompetenzen der Informatik mit der – in der Berufswelt immer mehr eine Schlüsselrolle einnehmenden – ökonomischen und ökologischen Bildung. Die Schülerinnen und Schüler lernen im Unterricht, wie digitale Technologien zur Lösung sozialer, ökonomischer und ökologischer Problemstellungen beitragen können. „Vor dem Hintergrund der großen Herausforderungen von Globalisierung, dem Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen sowie der Auswirkungen der Digitalisierung sind diese Kompetenzen erforderlich, damit junge Menschen gut gerüstet in die Arbeitswelt der Zukunft starten können. Mit der Einführung dieses neuen Schulversuchs sind wir bundesweit Vorreiter“, unterstrich Minister Lorz.
Bei dem neuen Pilot-Schulfach, das ab September ein Schuljahr lang in zwölf weiterführenden Schulen mit rund 70 Klassen der Jahrgangsstufe 5 erprobt wird, steht die direkte Anwendung im Vordergrund. Die Schülerinnen und Schüler lernen in zwei freiwilligen zusätzlichen Schulstunden je Woche anhand konkreter Aufgaben unter anderem aus den Bereichen Ökonomie und Ökologie informatische Grundlagen wie Programmieren oder die Funktionsweise von Algorithmen kennen. Zudem greift das Fach wichtige Themen wie Datenschutz, Cyberkriminalität und verantwortungsbewusste Mediennutzung auf. „Wir versprechen uns davon, die Informatik für die Schülerinnen und Schüler besonders anschaulich und lebensnah gestalten zu können“, ergänzte Lorz.
Hessens Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus ordnete das neue Schulfach in die digitale Gesamtstrategie des Landes ein: „Digitale Bildung ist eines der zentralen Handlungsfelder unserer Digitalstrategie. Um digitale Technologien erfolgreich und sicher nutzen zu können, brauchen Menschen digitale Kompetenzen. Die Einführung eines solchen interdisziplinären Unterrichtsfachs ist ein zukunftsweisender Schritt für das hessische Bildungssystem und Teil unserer Strategie. Unser gemeinsames Ziel ist es, Schulen in die Lage zu versetzen, alle Schülerinnen und Schüler an die digitale Welt heranzuführen und sie vollumfänglich auf das Arbeitsleben vorzubereiten.“
Land kooperiert mit Hasso-Plattner-Institut
Das Pilotprojekt wird in Kooperation mit dem Hasso-Plattner-Institut (HPI) in Potsdam durchgeführt und von der Goethe-Universität in Frankfurt wissenschaftlich begleitet. Eine Evaluation findet parallel statt. Dazu erklärte Prof. Dr. Christoph Meinel, Direktor des Hasso-Plattner-Instituts für Digital Engineering, dessen Institut an der Konzeption und Ausarbeitung der Unterrichtsinhalte beteiligt war: „Es ist ungeheuer wichtig, dass wir die digitale Welt und Schlüsseltechnologien zumindest in Grundzügen verstehen. Wir alle benötigen ein digitales Grundverständnis, damit wir uns auch in der digitalen Welt eigenverantwortlich und selbstbestimmt bewegen, ihre Vorteile nutzen und sie mitgestalten können, was besonders für die ökologischen und ökonomischen Bereiche von Bedeutung ist. Die Grundlagen sollten schon früh in den Schulen vermittelt werden. Die Einführung von ‚Digitale Welt‘ in Hessen ist daher ein wichtiger und richtiger Schritt und hoffentlich Vorbild auch für andere Bundesländer in Deutschland. Als HPI freuen wir uns, unsere langjährige Expertise in der digitalen Bildung, der Nachwuchsausbildung von IT-Spezialisten und agilen Methoden in diesem wichtigen Pilotprojekt einbringen zu können.“
Schulen arbeiten mit an den Inhalten
Bei den Pilotschulen handelt es sich um allgemeinbildende Schulen verschiedener Schulformen, die im Bereich der digitalen, ökonomischen und ökologischen Bildung bereits sehr aktiv sind. Die teilnehmenden Lehrkräfte werden vor Beginn und während des Pilotprojekts fortgebildet. Sie arbeiten zudem an der Weiterentwicklung der Unterrichtsinhalte mit und vernetzen sich beispielsweise zum Austausch über gelungene Formate. Der Unterricht wird nicht benotet und ist vorerst nicht versetzungsrelevant. Nach einer Evaluation wird entschieden, ob und in welcher Form das Fach mittelfristig im Regelunterricht eingeführt werden könnte. „Gerade, weil wir ein solch einmaliges Projekt starten, wollen wir die Inhalte von Anfang an gemeinsam mit den Schulen entwickeln – in dieser Form ist das auch ein Novum“, erklärte der Kultusminister.
Eine der teilnehmenden Pilotschulen ist die Freiherr-vom-Stein-Schule in Hünfelden-Dauborn. Schulleiterin Judith Lehnert sagte zur Teilnahme: „Die Idee des neuen Pilotprojekts ‚Digitale Welt‘ greift die Zukunftsthemen der Kinder und Jugendlichen auf. Als eine der ausgewählten Pilotschulen sehen wir die Chance darin, den wichtigen Aspekt der Nachhaltigkeit mit unseren langjährigen Erfahrungen im Bereich der Informatik und Digitalisierung zu verknüpfen. Wichtig erscheint mir die Durchführung anwendungs- und handlungsorientierter Projekte, um den Schülerinnen und Schülern motivierend die erforderlichen und gewünschten Kompetenzen und Fähigkeiten zu vermitteln. Eine spannende Herausforderung!“
Folgende zwölf Schulen nehmen zum Schuljahr 2022/23 teil:
- Solgrabenschule, Bad Nauheim
- Brüder-Grimm-Schule, Eschwege
- Adorno-Gymnasium, Frankfurt
- Carl-von-Weinberg-Schule, Frankfurt
- Philipp-Reis-Schule, Friedrichsdorf
- Heinrich-Böll-Schule, Fürth
- Prälat-Diehl-Schule, Groß-Gerau
- Hohe Landesschule, Hanau
- Freiherr-vom-Stein-Schule, Hünfelden-Dauborn
- Georg-August-Zinn-Schule, Kassel
- Richtsbergschule, Marburg
- Albert-Einstein-Schule, Schwalbach
Quelle:
Hessisches Kultusministerium
Michael Ashelm, Pressesprecher
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