Hessisches Ministerium für Digitalisierung und Innovation

Smartes Gießener Land – Mit Bürgerbeteiligung zu mehr Lebensqualität

NEWSLETTER September 2024 - Aus der Praxis Seite 2
Landkreis Gießen



Ein „Open Data Hub“ befasst sich mit dem Datenmanagement des Kreises, beispielsweise in den Bereichen Umwelt oder Mobilität. Der Aufbau einer digitalen Dateninfrastruktur, die mit der Datenschutzgrundverordnung konform geht, soll Daten besser verfügbar und nutzbar machen. Daten werden zusammengeführt und der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt.

Der Schwerpunkt „Smart Gebildet“ soll lebenslanges Lernen in einem modernen Umfeld ermöglichen. Attraktive und technisch hochwertig ausgestattete Lernorte, sogenannte Social Hubs, an vier Orten im Landkreis sollen digitale Kompetenzen für alle vermitteln. Um auch Menschen an entlegeneren Orten des Landkreises zu erreichen, wird ein „Zukunftsbus“ unterwegs sein, der die gleichen Möglichkeiten bietet wie die Social Hubs und mit einem modularen Transportsystem ausgestattet ist. Seit 2022 werden bereits Bildungsangebote über die vhs Landkreis Gießen bereitgestellt, die sich am Referenzrahmen für digitale Kompetenzen der Europäischen Kommission „DigComp 2.2“ orientieren.

„Smart saniert“ beinhaltet den Aufbau eines dynamischen Wärmekatasters, das Hausbesitzern und -besitzerinnen wichtige Gebäude- und Energiedaten zur Sanierungsplanung liefert. Geplant sind auch intelligente Messysteme in kommunalen Liegenschaften des Landkreises, mit deren Hilfe die Energieeffizienz der Gebäude gesteigert werden kann.

Bei „Smart umsorgt“ geht es um Gesundheit. Hitzeprävention ist beispielsweise ein Thema, das künftig immer größere Bedeutung erlangen wird. Umweltsensoren sollen helfen, gefährdete Bevölkerungsgruppen zu schützen. Digitale Assistenzsysteme (AAL) verbessern die medizinische Versorgung im ländlichen Raum und helfen älteren Menschen, möglichst lange in den eigenen vier Wänden zu bleiben. Sie werden in einer Modellwohnung ausgestellt. Eine smarte Leitstellenkommunikation zielt darauf ab, eine multilinguale und KI-gestützte „Speech-To-Text“-Funktion zu entwickeln, die in den integrierten Leitstellen eingesetzt wird.

Bei all diesen Themen wurde von Beginn des Projekts an darauf geachtet, die Menschen im Landkreis mit einzubeziehen. So gab es eine Umfrage auf digitalem und analogem Weg. Von März bis Dezember 2023 konnten Bürgerinnen und Bürger Ideen und Vorschläge einreichen. Die Hälfte der Befragten zeigte sich dabei interessiert an der Mitgestaltung und den Beteiligungsprozessen des Smarten Gießener Lands. Die meisten Teilnehmenden gaben an, dass sie sich „eher stark/regelmäßig“ an der Entwicklung beteiligen möchten und an einzelnen Beteiligungsformaten mitwirken würden.

Um dieses Interesse zu stützen und zu fördern wurde unter smart.lkgi.de ein Webauftritt zum Projekt konzipiert. Zusätzlich gibt es die Beteiligungsplattform seimitdabei.lkgi.de. Erste Beteiligungsformate sind bereits gestartet – so gibt es für die Planung von Maßnahmen zur Hitzeprävention eine Landkarte, auf der besonders heiße Orte markiert werden können. Abgefragt wird auch, ob diese sich diese in unmittelbarer Nähe von Pflegeheim, Krankenhaus, Kindergarten und Schule befinden. Weitere Möglichkeiten zur Beteiligung unter den Schwerpunkten „Open Data Hub“, „Smart Gebildet“ und „Smart Saniert“ werden folgen. Bereits jetzt gibt es schwerpunktübergreifend unter „Smart Beteiligt“ ein allgemeines Beteiligungsprojekt, wo Interessierte Ideen skizzieren, sich austauschen und auch Kritik üben können.

Im bisherigen Verlauf des Projekts wurde bereits deutlich, dass auch dann, wenn es um das Thema Digitalisierung geht, Beteiligungsmöglichkeiten nicht nur digital sein sollten. Online sind nicht alle Bevölkerungsgruppen zu erreichen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass es äußerst hilfreich ist, Menschen im Rahmen von Veranstaltungen auf die Möglichkeiten einer Beteiligung auf der Onlineplattform hinzuweisen.

Eine Möglichkeit dazu ist die digitale Ideen-Box, die bei Veranstaltungen des Landkreises aufgestellt wird. Ideen können auf Papier gebracht und in die Box geworfen werden, es wird zugleich darüber informiert, wie man diese Ideen auf der Beteiligungsplattform eingebringen kann.

Die bislang erfolgreichste Befragung fand im Rahmen des „Stadtradeln 2024“ statt: Auf Veranstaltungen in diesem Rahmen wurden Teilnehmende direkt angesprochen und auf die Möglichkeit hingewiesen, auf der Plattform Anregungen und Ideen für eine smarte Radinfrastruktur im Landkreis Gießen zu hinterlassen.

Auch die Befragung in der Anfangsphase des Projekts startete zunächst schleppend und wurde erst dann gut genutzt, nachdem die Bürgerinnen und Bürger des Landkreises über eine Flyer Aktion informiert und zu einer Teilnahme eingeladen wurden.

Es war also essentiell, den Beteiligungsprozess frühzeitig zu konzeptionieren und zu planen, um den Bekanntheitsgrad des Projekts „Smartes Gießener Land“ in der Öffentlichkeit signifikant zu steigern. Zwischenziele und einzelne „Meilensteine“ des Projekts sollten stets online und offline kommuniziert werden. Auch die Kontaktaufnahme zu den Bürgern und Bürgerinnen sollte nie nur digital geschehen.

Eine gute Ergänzung ist es, mit dem Thema auf Veranstaltungen im ganzen Landkreis immer wieder präsent zu sein und mit Interessierten direkt in Kontakt zu treten, um den Bekanntheitsgrad des Projekts zu steigern und auf die Möglichkeiten der Beteiligung hinzuweisen – ein Beispiel dafür war ein Digitaltag bei der Kreisvolkshochschule, wo alle Schwerpunkte des Projekts vorgestellt wurden. Wenn Menschen bei diesen Gelegenheiten Feedback geben und eigene Ideen einbringen können, stärkt das die Identifikation mit dem Landkreis und die Akzeptanz für das Projekt.

Durch einen guten Marketing-Mix aus lokaler Pressearbeit, Social Media und direkten Kontakt- und Kommunikationskanälen soll in den nächsten Monaten eine enge Bindung zur Bevölkerung aufgebaut und regelmäßig über Neuigkeiten, Veranstaltungen und erreichte Zwischenziele informiert werden.


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