Guten Tag, Frau Dr. Rouault, welche Herausforderungen und Chancen sehen Sie im Bereich Wassermanagement für Kommunen und wie kann Digitalisierung dabei unterstützen?
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Die Herausforderungen sind vielfältig: Klimawandel und demografische Entwicklungen führen zu immer häufigeren Extremwetterereignissen wie Starkregen oder Dürren. Städte und Kommunen stehen unter Druck, eine klimaangepasste Stadtplanung zu entwickeln, Wasserressourcen zu schützen und effizient zu nutzen sowie transparent mit ihren Bewohnerinnen und Bewohnern zu kommunizieren. Die Digitalisierung spielt hierbei eine Schlüsselrolle. Sie liefert wertvolle Informationen zu aktuellen Ereignissen und langfristigen Entwicklungen, ermöglicht präzise Vorhersagen (z.B. Starkregengefahrenkarten zur Identifikation von Hotspots oder Wasserqualitätsprognosen, etwa zum Sauerstoffmangel), unterstützt bei der Reaktion (etwa durch Frühwarnsysteme) und bei der Vorsorge (zum Beispiel bei Entscheidungsprozessen in der Stadtplanung).
Neue Anforderungen und strengere Vorschriften wie die Kommunale Abwasserrichtlinie oder das Energieeffizienzgesetz machen den Einsatz digitaler Tools zunehmend unerlässlich. Ein Beispiel dafür ist der Wärmeatlas von den Berliner Wasserbetrieben in Berlin, der die Potenziale der Abwärmenutzung aus Abwasserkanälen aufzeigt. Zudem sind wichtige Regelwerke wie das Klimaanpassungsgesetz und technische Regelwerke für Regenwassereinleitung oder Klimabilanzen zu erwähnen. Diese Vorschriften fordern ein besseres Verständnis des Systems, die Reduktion von Emissionen und Immissionen, die Verbesserung der Wasserqualität und ein energieeffizientes, nachhaltiges Wassermanagement. Sie erfordern auch das Sammeln, Teilen und Auswerten von vielen Daten, auch in Zusammenarbeit mit anderen Stakeholdern wie Industrie, Betreibern und der Öffentlichkeit.
Mit mehr verfügbaren Daten können zielgerichtete und effektive digitale Lösungen entwickelt und genutzt werden. Leider bleibt der Fachkräftemangel eine zentrale Herausforderung bei der Digitalisierung: Qualifizierte Fachkräfte sind bereits jetzt rar.
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Wie können Kommunen aus Ihrer Sicht einen Einstieg in smarte Lösungen finden und gibt es schon konkrete Beispiele?
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Ich persönlich finde Reallabore perfekt, um innovative Lösungen in einem geschützten Rahmen zu erproben und auch experimentelle Freude zu ermöglichen. Kommunen können dafür von Fördermöglichkeiten des Bundes oder der EU profitieren oder eigene entwickeln. Es ist nicht zu unterschätzen, dass es bereits viele erfolgreich umgesetzte Beispiele für smarte Lösungen gibt. Kommunen könnten sich besser vernetzen, um von bereits entwickelten und bewährten Lösungen zu profitieren und um neue Ansätze zu testen und zu bewerten. Zudem sollten sie die Zusammenarbeit mit Institutionen suchen (gern auch mit uns), die bereits zahlreiche Lösungen entwickelt haben.
Hier sind einige Themen und Projekte, an denen wir momentan mit unseren Partnern arbeiten. Durch diese Initiativen können wir gemeinsam eine nachhaltige und effiziente Wasserwirtschaft vorantreiben.
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Welche langfristigen Ziele sehen Sie hinsichtlich der Nutzung digitaler Technologien zur Verbesserung der Wassernutzung und -verwaltung bei Kommunen?
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Da neue digitale Technologien eine Vielzahl von Vorteilen bieten, sollte erst einmal ganz allgemein das Ziel sein, sich für diese zu öffnen und sie konsequenter einzusetzen. Spezifischer ist es wichtig, Daten so weit wie möglich zu teilen, Stichwort „Open Data“ und „Interoperabilität“. Nur so kann das Potenzial von Daten für die Entwicklung attraktiver Produkte und Lösungen richtig genutzt werden. Digitale Lösungen sind auch wesentlich für den Austausch mit der Bevölkerung: Sie bieten Information und Schutz. Sie können auch Dank Citizen Science die Bevölkerung am Gewinn von Daten beteiligen.
Für die Wasserwirtschaft sollte das langfristige Ziel der Kommunen sein, digitale Lösungen zu nutzen, überall wo sie Vorteile mit sich bringen, bei den Planungsprozessen, für die Koordination von Maßnahmen, aber auch für den Betrieb. Hier spielt das Monitoring eine wichtige Rolle; es ermöglicht beispielweise die Optimierung von Prozessen in der Abwasserbehandlung. So kann die Ressource Wasser effizienter geschützt und bewirtschaftet werden. An dieser Stelle verweise ich gerne nochmal auf existierende Beispiele, die ich bereits genannt hatte.
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