Herr Plöger, vor welchen aktuellen und künftigen Herausforderungen stehen Kommunen und Regionen angesichts des Klimawandels?
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Aus meiner Sicht gibt es 4 große Herausforderungen gleichzeitig. Zuoberst muss immer stehen: Wie reduziere ich die Emission von Treibhausgasen? Die Summe der kommunalen Aktivitäten im Land macht den Erfolg aus. Von den Möglichkeiten kann ich mich jedes Jahr überzeugen, wenn ich die kommunale Klimakonferenz in Berlin moderiere. Da sprudeln die Ideen und es gibt viel zum Nachmachen. Ohne an der Ursache zu arbeiten, werden wir der Klimakrise immer hinterherlaufen. Dann die Anpassung. Wie etwa sorge ich für besseren Hochwasserschutz und gleichzeitig dafür, dass Wasser für sommerliche Dürrephasen zur Verfügung steht. Wie bringe ich durch Grün und Blau Verdunstungskälte in die Städte um die Überhitzung unseres viel zu stark versiegelten Lebensraums zu verringern? Punkt 3: Um all dies parallel angehen zu können, ist es nötig, die Strukturen den Aufgaben anzupassen und nicht umgekehrt. Und nun Punkt 4, der immer allen anderen entgegenzuwirken scheint: Die Kommunen müssen die Maßnahmen finanzieren können! Wichtig: Nicht kurzfristig sondern langfristig denken, denn Studien zeigen, dass jeder heute nicht in vernünftigen Klimaschutz gesteckte Euro später mit 2 bis 11 Euro zurückgezahlt werden muss.
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Wie kann die Digitalisierung in den Kommunen dazu beitragen, mit den Folgen des Klimawandels besser umzugehen oder sie zu vermindern?
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Hier würde ich zuerst meinen Punkt 3 aufgreifen: Digitalisierung und KI können helfen, Strukturen zu erschaffen, die dann schnell und effizient agieren und große Stellschrauben vom Kleinklein trennen, das oft mit viel Aufwand wenig bringt. Wir dürfen wertvolle Zeit auch nicht mehr durch umständliche bürokratische Prozesse verplempern. Es muss nicht sein, dass für jede Frage 27 Hierarchieebenen eingebunden werden. Aus meiner Meteorologenperspektive ist Kommunen und Städten massiv damit geholfen, wenn beispielsweise Strömungsmodelle zeigen, wo wir in bebautem Gebiet Luftkorridore erhalten müssen, die für ausreichende Ventilation sorgen. Digitalisierung bedeutet Quantifizierung und das brauchen wir, um eine einem Problem angemessene Strategie zu entwickeln.
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Wie können Kommunen die digitale Transformation nutzen, um klimaneutral zu werden?
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Aus meiner Sicht gibt es fast keinen Bereich, wo Digitalisierung keinen Nutzen hat, außer vielleicht bei der notwendigen emotionalen Ansprache der Menschen. Ich habe gesehen, dass der Blick in skandinavische Länder, in die Niederlande oder nach Wien fast immer eine gute Idee ist. Die sind einfach weiter als wir - warum also nicht abgucken?
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